Martin Gerstner
Am Frankfurter Flughafen wurde jetzt der erste Passagier entdeckt, der seinen gebuchten Flug antreten konnte. Franz P., Mitarbeiter eines großen Konzerns, traf zwei Wochen vor dem geplanten Start am Airport ein und verbrachte die Tage in einem improvisierten Zelt aus Einkaufstüten und Zeitungen. Morgens holte er sich bei Coffee Fellows seinen Espresso und las dann die ersten 800 Seiten des neuen Tellkamp-Romans. Tagsüber schlenderte er durch die Hallen und Flure des Flughafens und entdeckte dabei einen kleinen Aufzug, der direkt zum Counter einer albanischen Fluglinie führt, deren Crew viel Zeit zum Plaudern hatte. Er half ein wenig bei einer Putzkolonne aus und verliebte sich in eine Flugbegleiterin, deren Start nach Peking auf November verschoben worden war.
Sprecher der großen Airlines nannten dieses Verhalten vorbildlich. Wenn jeder Fluggast zehn Tage vorher am Schalter wäre, gäbe es keine Probleme, hieß es. Franz P. könnte jetzt fliegen, hofft aber darauf, dass sein Flug gecancelt wird. Er habe sich am Airport gut eingelebt. An eine Rückkehr ins normale Leben denke er nicht mehr.