Susanne Hamann
Neues Jahr, neue Vorsätze. Interessanterweise liest man 2023 nicht nur vom Abnehmen, Sporttreiben oder vom reduzierten Konsum von Alkohol. Die Menschen wollen vielmehr Zeit am Meer verbringen, die Alpen zu Fuß überqueren oder einen anderen Kontinent besuchen. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie ist das Fernweh so groß wie lange nicht. Die Forschungsgesellschaft Urlaub und Reisen aus Kiel hat für die Reisemesse CMT die touristischen Trends des neuen Jahres ermittelt. Laut dieser Untersuchung stehen Reisen bei den Konsumprioritäten der Deutschen an zweiter Stelle – gleich nach Lebensmitteln. Urlaub zählt also zu den Grundbedürfnissen und ist unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität.
Auch Skyscanner, eine Metasuchmaschine für Flug- und Hotelbuchungen, hat die Deutschen zu ihren Reiseplänen befragt. Demnach planen 48 Prozent dieses Jahr die gleiche Anzahl von Urlauben wie 2022. Jeder Dritte denkt darüber nach, sogar noch öfter die Koffer zu packen. Um sich das leisten zu können, wollen 30 Prozent extra sparen und dafür andere große Ausgaben zurückstellen. Nur 10 Prozent planen, 2023 weniger Urlaub zu machen. Allerdings gibt es ein Problem: Das Budget schrumpft, nicht zuletzt durch die steigenden Preisen für Energie und Lebensunterhalt. Wird Reisen nun langfristig ein Vergnügen, das sich nur noch Besserverdiener leisten können? Das darf nicht sein, und es muss auch nicht sein. Die Welt ist groß, und wer ausgetretene Wege verlässt und bei den Reisedaten flexibel ist, findet ein bezahlbares Angebot.
Auf Reisen kann man abschalten, die eigenen Batterien aufladen, Neues entdecken. Angesichts der zunehmenden Sorgen haben das viele Menschen nötiger denn je. Um den Strapazen des Alltags für eine gewisse Zeit zu entfliehen, muss man jetzt ein wenig mehr Hirnschmalz aufwenden als früher. Kreativität ist gefragt. Die Welt im Jahr 2023 ist komplizierter als früher, auch das Buchen einer Reise – zumal, wenn man auch die Klimaverträglichkeit im Blick hat.
Leider trifft die große Nachfrage auf geringere Kapazitäten, vor allem bei Flügen. Aber: Statt ab Frankfurt oder München kann man auch ab Kassel oder Memmingen fliegen. Das bei Pauschalreisen oft kostenlose Zug-zum-Flug-Ticket macht Sparen möglich. Apropos: Wer bisher lieber individuell unterwegs war, sollte jetzt vielleicht eine Pauschalreise in Erwägung ziehen. Reiseveranstalter profitieren davon, dass sie Hotel- und Flugkapazitäten mit deutlichem zeitlichem Vorlauf einkaufen, also zu teilweise günstigeren Preisen als den gerade geltenden. All-inklusive-Ferien mag man für spießig halten, doch lassen sie das Budget eher einhalten, denn der Preis mit allen Nebenkosten steht von Anfang an fest.
Auf Last-minute-Schnäppchen sollte man nicht hoffen. Frühbucherrabatte sind oft günstiger. Eine Reiserücktrittsversicherung, die auch bei einer Corona-Infektion einspringt, schützt im Falle eines Falles. Bei den Reisezielen sollte man beliebte Regionen meiden und Gegenden wählen, die ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Es muss nicht immer Kroatien oder Griechenland sein. Albanien hat am Adriatischen und am Ionischen Meer auch eine wunderschöne Küste. Der Plattensee in Ungarn ist eine Alternative zu den oberitalienischen und schweizerischen Seen. Die polnische Ostsee ist so schön wie die deutsche. Statt auf Sylt kann man auch auf Borkum Seeluft atmen. Laut der Kieler Studie planen 44 Prozent der Befragten, dahin zu fahren, wo sie noch nie waren. Das ist eine Chance. Das Zeitalter der Entdecker bricht an.