
Das 2020 ausgewiesene Gewerbegebiet Schelmenwiesen, das im Südosten Gärtringens liegt, ist bei Unternehmen im Landkreis, die am bisherigen Standort an räumliche Grenzen stoßen, sehr gefragt. Mit der Firma DMT, einem Entwicklungsdienstleister im Bereich Medizintechnik, steht bereits der dritte neue Grundstückseigentümer in dem rund 3,6 Hektar großen Areal fest. Das Unternehmen hat seit 2009 seinen Sitz in Nufringen.
Zuvor hatte bereits im Sommer 2022 die Böblinger Personal und Managementberatung PMB ihren Umzug nach Gärtringen bekannt gegeben. Vor knapp zwei Monaten berichtete unsere Zeitung von den Umzugsplänen von KTF Selectric aus dem benachbarten Ehningen.
„Es fand keine aktive Abwerbung statt“, stellte der Rathauschef bei einem Pressegespräch klar. Dies bestätigten die drei geschäftsführenden Gesellschafter von DMT, Jürgen Haeberle, Martin Hagg und Steffen Bauer. Am bisherigen Standort im Nufringer Gewerbegebiet ist das Unternehmen mit seinen aktuell 73 Mitarbeitenden bisher in zwei Gebäuden mit insgesamt rund 2800 Quadratmetern Fläche untergebracht. Eines ist Firmeneigentum, das andere ist angemietet. Beide seien „voll“, beschreibt Hagg die Situation. Um die Abläufe zu optimieren und dem stetigen Wachstum Rechnung zu tragen, entstanden die Neubaupläne. Weil sich diese mangels Fläche in Nufringen nicht realisieren ließen, sind die drei Geschäftsführer 2018 auf Gärtringen zugegangen.
Die Wahl fiel letztlich auf das nördlichste Grundstück im Gebiet Schelmenwiesen, das rund 5200 Quadratmeter groß ist. Um die Fläche optimal nutzen zu können, unter anderem für eine zukünftige Erweiterung, darf DMT auch rund 400 Quadratmeter des angrenzenden Regenüberlaufbeckens mit einem Gebäudeteil auf Stelzen überplanen. Die Blaupause hierfür liefert die Gemeinde mit ihrem Kinderhaus, das als Pfahlbau in einem solchen benachbarten Becken entstehen soll. Die Investitionssumme für Grundstück plus Gebäude bezifferte Steffen Bauer auf zehn bis elf Millionen Euro.
Schnell sollen die Pläne realisiert werden: Für den Spatenstich wird das erste Quartal 2024 anvisiert. Anfang 2026 soll dann der Umzug für die Firma anstehen, die Jürgen Haeberle, der Medizintechnik in Ulm studierte, gemeinsam mit zwei Kollegen von HP im Jahr 1974 gegründet hat. 2014 haben Martin Hagg und Steffen Bauer seine bisherigen Partner als Gesellschafter und Geschäftsführer abgelöst.
DMT entwickelt Produktlösungen für die Medizintechnik und im Bereich Life Science/analytische Messtechnik für Partner – von der Idee über Prototypen und Zulassung bis hin zur Serienreife. Start-ups und Mittelständler gehören ebenso zum Kundenkreis wie Großkonzerne. Der Schwerpunkt liege dabei auf dem deutschsprachigen Raum, berichtete Martin Hagg.
Als Dienstleister darf DMT viele Auftraggeber nicht nennen, weil diese ihre Zusammenarbeit als vertraulich betrachten. Eines der wenigen Produkte, die auch auf der Homepage des Unternehmens präsentiert werden, ist ein modernes Ultraschallgerät für die Feindiagnostik in Gynäkologie und Pränataldiagnostik der Firma GE Healthcare Austria, bei dem DMT die komplette mechanische Entwicklung durchgeführt hat.
Bis 2030 soll die Mitarbeiterzahl auf 110 bis 120 ansteigen, skizzieren die Geschäftsführer den zukünftigen Wachstumspfad. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz von DMT laut Steffen Bauer bei rund 14 Millionen Euro. 2017 hatte dieser noch 8,3 Millionen betragen.
Wie bereits bei KTF Selectric, die technische Kommunikationslösungen unter anderem für Feuerwehren, Polizei und Rettungsdienste einrichtet und wartet, freut sich Gärtringens Bürgermeister Thomas Riesch über ein weiteres Unternehmen mit „Innovationskraft“, das sich in der Kommune ansiedeln wird.
Damit entspricht es der Vorstellung von Verwaltung und Gemeinderat, die Grundstücke in S-Bahn-Nähe an Unternehmen zu veräußern, die hochwertige Arbeitsplätze in zukunftsfähigen Branchen in der Kommune schaffen. Außerdem sei mit den bisher gewonnenen Firmen die vom Gemeinderat geforderte Diversifizierung erfüllt, ergänzte Thomas Thüroff, der bei der Gemeindeverwaltung für die Wirtschaftsförderung zuständig ist.