Christoph Link
Einen schalen Beigeschmack hat es schon, wenn Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nun in Ländern wie Polen und Bulgarien auf Betteltour geht, um Deutschlands Impfstofflücke zu schließen. Brauchen diese Länder angesichts von Omikron nicht selbst den Stoff? Polen hat jetzt den ersten Omikron-Fall gemeldet, Bulgarien hat eine Impfrate von nur 30 Prozent. Sieht man genauer hin, ist die von Lauterbach für Deutschland ermittelte Knappheit kurzfristig frappierend, gerade was die Liefermenge für nächste Woche anbelangt.
Mittelfristig – mit Blick aufs erste Quartal 2022 – könnte dank EU-Hilfe offenbar genug Impfstoff da sein, wenn man im gemütlichen Tempo bis Ende März alle boostern will. Das ist für Lauterbach zu spät. Er fordert zu Recht Schnelligkeit als Prävention gegen Omikron und will mehr Impfstoff anbieten, als abgerufen wird. Bevölkerung und Impfärzte bleiben in der Lage verunsichert zurück. Klar ist, dass alle Beteiligten nun die alten Regeln der Priorisierung beachten sollten. Vulnerable Gruppen sollten beim Impfen Vorrang haben, und das Beharren auf dem Wunsch nach einem bestimmten Impfstoff ist in dieser Lage nicht angemessen.